Häufige Irrtümer & Mythen zum Sonnenschutz.

30 Grad, eine leichte Brise. Genüsslich räkeln wir uns von früh bis spät auf dem Strandtuch. Die Haut ist angezuckert vom weichen Sand, die Sonne glitzert unermüdlich auf der Wasseroberfläche. Klingt wie ein traumhafter Sommerurlaubstag? Nicht, wenn man unsere Haut fragt. Denn noch immer wird die Gefahr unterschätzt, die ihr durch zu viel UV-Strahlung droht – auch weil rund um das Thema Sonnenschutz viele Mythen kursieren. 

 
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Mythos 1: Das bisschen Sonnenbrand ist doch nicht gefährlich.

Falsch. Hierzulande erkranken nach Angaben der Deutschen Krebshilfe jährlich etwa 275.000 Menschen neu an Hautkrebs. Die Hauptursache: übermäßige Strahlenbelastung durch UV-Licht. Entsprechend ordnet die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) UV-Strahlung in die höchste Risikogruppe krebserregender Faktoren ein und stellt sie damit auf eine Stufe mit Tabak oder Asbest.

Ob und wie viel Schaden sie anrichtet, hängt unter anderem von der Dauer der Einwirkung, der Intensität der Strahlen, dem eigenen Hauttyp und dem Alter ab. Besonders hoch ist das Risiko für Menschen, die häufig Sonnenbrände, sehr viele Muttermale oder ein geschwächtes Immunsystem haben.

Sonnenbrände im Kindes- und Jugendalter führen oft zu Hautkrebs im mittleren Erwachsenenalter. Auch wer regelmäßig ins Solarium geht, ist durch die wiederholte UV-Belastung gefährdet.

Mythos 2: Bei schlechtem Wetter ist keine Sonnencreme notwendig.

Doch. An warmen Sommertagen spüren wir die Kraft der Sonne sehr deutlich auf der Haut. Bei bedecktem Himmel, Wind und kalten Temperaturen wird die UV-Strahlung dagegen leicht unterschätzt und der Sonnenschutz oft vernachlässigt. Dabei erreichen noch bis zu 75 Prozent der UV-Strahlung bei leichter Bewölkung den Boden – und auch nicht geschützte Haut.

Ein Grund dafür ist:  UV-Licht durchdringt aufgrund der größeren Wellenlänge die Wolken viel besser als die Wärmestrahlung oder das sichtbare Licht. Wenn es also durch Bewölkung kühl oder dunkler wird, kommen die UV-Strahlen noch an. Hinzu kommt, dass die Strahlenbelastung nicht nur von der Dicke der Wolkendecke oder den Werten auf dem Thermometer abhängt, sondern von vielen zusätzlichen Faktoren, etwa der Tages- und Jahreszeit, der Nähe zum Äquator oder der Meereshöhe.

Auch die Streuung und die Reflexion der Strahlen haben laut der Deutschen Haut- und Allergiehilfe einen großen Einfluss: "Dadurch steigt am Wasser und im Schnee die Strahlenintensität ganz erheblich an. Einen nicht ganz so starken, aber doch deutlichen Effekt haben auch helle Flächen, zum Beispiel Sand."

Selbst strahlend weiße Wolken können Sonnenstrahlen reflektieren. Je nach Umgebung ist das Risiko, Schäden an der Haut davonzutragen, um ein Vielfaches erhöht. Bei bedecktem Himmel, Nebel oder Dunst sollten wir deshalb nicht völlig sorglos sein. Vor allem, wenn wir uns im Schnee, am Berg oder am Wasser aufhalten.

Mythos 3: Im Schatten droht kein Sonnenbrand.

Zu kurz gedacht. Tatsache ist: Schatten verringert die UV-Strahlung. Allerdings nicht so deutlich, wie viele vermuten würden. So ist die Strahlenbelastung unter einem Sonnenschirm nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz nur etwa zehn bis 30 Prozent, unter einem Baum mit dichter Krone ungefähr 20 Prozent geringer.

Auch wenn der Stoff des Schirms UV-dicht ist, kann die Streustrahlung von Wasserflächen, Gebäuden oder Schnee noch wirken. Auch im Schatten kann uns also ein Sonnenbrand erwischen, wenn wir uns dort zu lange ungeschützt aufhalten. Weil es dort weniger heiß ist, merken wir allerdings erst spät, wie sehr wir der Strahlung ausgesetzt sind, und sollten entsprechend vorsichtig sein.

Mythos 4: Es braucht viel direkte Sonne auf der Haut für eine optimale Vitamin-D-Versorgung.

Bitte mit Maß. Leidet man unter einem Mangel an Vitamin D, kann das eine Reihe von Erkrankungen begünstigen, etwa Osteoporose, Rachitis oder Atemwegsinfektionen. Die gute Nachricht: Unser Körper kann das lebenswichtige Vitamin durch den Einfluss von Sonnenlicht in der Haut selbst herstellen. Allerdings verringern Sonnencremes die körpereigene Vitamin-D-Produktion.

Fest steht aber, dass niemand ein erhöhtes Hautkrebsrisiko in Kauf nehmen muss, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Fachgesellschaften empfehlen, Gesicht, Hände und Arme zwei- bis dreimal pro Woche unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen. Also die Hälfte der Zeit, die man ungeschützt in der Sonne verbringen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.

Wann diese Grenze erreicht ist, hängt vom Hauttyp ab und ist bei jedem anders. Eine Faustregel kann dabei helfen, Nutzen und Risiken abzuwägen. So reicht es laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für Erwachsene in den Sommermonaten aus, pro Tag ein Viertel der Körperoberfläche fünf bis 25 Minuten lang der Sonne auszusetzen.

Säuglinge sollten grundsätzlich nicht ins direkte Sonnenlicht, bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen muss besonders darauf geachtet werden, dass sie keinen Sonnenbrand bekommen.

Mythos 5: Die Haut kann man abhärten.

Jein. Während der eine bereits nach einer Viertelstunde sichtbar glüht, zeigt die andere nach einer Stunde noch keinen Hauch von Sonnenbrand. Denn je nach Typ kann sich die Haut besser oder schlechter vor Strahlung schützen. Verantwortlich dafür ist der Hautfarbstoff Melanin, der UV-Strahlen abblocken kann. Dunklere Haut hat durch den höheren Melaninanteil eine längere Eigenschutzzeit als hellere und ist deshalb weniger gefährdet.

Doch egal ob skandinavischer oder südländischer Teint: Durch zwei Selbstverteidigungsstrategien kann sich die Haut gegen die Belastung wappnen. Treffen UV-Strahlen auf die Haut, verdickt sich zum einen die obere Hornschicht, es bildet sich die sogenannte Lichtschwiele aus, die die Strahlen weniger leicht eindringen lässt. Zum anderen wird in der Oberhaut Melanin gebildet, das sich schützend über den Zellkern legt – und für die neue Bräune sorgt. Das passiert aber erst, wenn der Zellkern bereits durch das UV-Licht beschädigt wurde und dabei entstehende Abbauprodukte von den Hautzellen erkannt werden.